Mario Belke ist seit 2016 in der Johannesbad Fachklinik
Fredeburg in Schmallenberg-Bad Fredeburg als Sozialarbeiter und Suchttherapeut
tätig. Dabei behandelt er im speziellen Menschen mit Suchtmittelabhängigkeiten. Erfahren Sie im Folgenden, was
ihn zu seiner beruflichen Wahl bewegt hat, was ihn an seiner Arbeit begeistert
und welche Herausforderungen er meistert, während er nebenbei seinen
Vollzeit-Master absolviert. Außerdem erklärt er, warum er besorgt auf die
Cannabis-Legalisierung blickt.
Warum sind Sie Suchttherapeut und Sozialarbeiter geworden?
Ich habe in Paderborn Soziale Arbeit im Bachelor studiert. Den ersten Kontakt zu Suchtkranken habe ich im Betreuten Wohnen Sucht gemacht. Das hat mir direkt Spaß gemacht. Nach meinem Bachelor habe ich mich daher zunächst bei einer Beratungsstelle der Caritas in Paderborn beworben. Dort habe ich dann Suchtkranke in die Kliniken vermittelt. Ich wollte aber noch einen Schritt weiter und die Menschen therapieren und nicht nur weitervermitteln. Mein Wunsch war es außerdem immer nach dem Studium zurück ins Sauerland zu kehren. 2016 bin ich dann also in die Johannesbad Fachklink Fredeburg gewechselt und habe direkt die dreijährige verpflichtende Zusatzausbildung zum Suchttherapeuten gemacht. Neben meiner Arbeit absolviere ich außerdem gerade ein Vollzeit-Masterstudium, um mich weiterzubilden.
Wie lässt sich der Master mit Ihrer Arbeit vereinbaren?
Ich studiere an einer Fernuni - nur so lässt sich ein Vollzeitjob mit einem Vollzeitstudium vereinbaren. Es ist natürlich anstrengend nach der Arbeit noch bis 21 oder 22 Uhr am Schreibtisch zu sitzen - am Ende zahlt es sich aber definitiv für mich aus. Ich merke schon jetzt, wie ich den neuen Input aus dem Studium auch bei meinen Patienten anwenden kann. Auch Befragungen für meine Hausarbeiten bieten sich in der Klinik natürlich super an.
Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Freude?
"Es macht Spaß gemeinsam zu überlegen, was in Zukunft alles möglich wäre
- ganz ohne die Sucht."
Wenn man mit Suchtpatienten arbeitet, sieht man Erfolge. Das ist es, was mich an meiner Arbeit so begeistert. Ohne das Suchtmittel haben die Menschen nämlich eine Zukunftsperspektive.
Und wo liegen die größten Herausforderungen?
Herausfordernd ist vor allem die Arbeit mit fremdmotivierten
Patienten - das heißt Patienten, die von ihren Familienangehörigen, Freunden
oder dem Gericht dazu gedrängt wurden, eine Suchttherapie zu beginnen. Diese
Patienten haben ihre Krankheit meist selbst noch nicht akzeptiert, was unsere
Arbeit erschwert. Oft hat man als Therapeut das Gefühl, man arbeitet gegen den
Patienten und nicht mit ihm.
Wenn Sie eine Sache in Ihrem Berufsfeld ändern könnten, was wäre das?
"Die Außendarstellung von Suchtkranken."
In unserer Gesellschaft halten sich immer noch Stereotype, die so einfach nicht stimmen. Suchtkranke sind ganz normale Menschen, die sich nicht anders zu helfen wussten, als zum Suchtmittel zu greifen. Sucht entsteht dann, wenn die Leute weggucken, und das tun in unserer Gesellschaft leider immer noch zu viele.
Ab dem 1. April soll Cannabis in Deutschland legalisiert werden. Wie blicken Sie als Suchttherapeut auf den neuen Beschluss?
Sorgenvoll. Es besteht schon die Befürchtung, dass durch die Legalisierung die Abhängigkeitszahlen weiter steigen -vor allem bei den jungen Leuten, die den Konsum aufgrund der Illegalität bisher vermieden haben. Bereits jetzt behandeln wir immer wieder auch sehr junge Patienten, die aufgrund ihres Cannabiskonsums eine drogeninduzierte Psychose haben. Und das „nur“ vom Kiffen. Wenn sie dann täglich Menschen um sich herum haben, die legal Cannabis konsumieren, wird es umso schwieriger, langfristig abstinent zu bleiben.
Das Interview wurde ursprünglich in der Westfalenpost als Teil der Reihe “29/39“ veröffentlicht. Wobei regelmäßig Menschen aus der Region und ihr Beruf vorgestellt werden. Den ganzen Artikel in voller länge finden Sie hier.